Sonntag, 10. April 2005

Sein oder Nichtsein

In Namen können wir nicht hineinsehen; jetzt noch nicht. Einmal werden wir wissen, was in ihnen ist, dann, wenn alles im Licht liegt. Wer wird dann bleiben wollen, und wer fliehen, fliehen zu einer Stätte, die es nicht mehr gibt?

Deshalb sage ich: Hier findest du einen kleinen Spalt, durch den sich dein forschender Blick bohren darf. Wenn du das tust, wirst du nicht nur etwas von mir, sondern auch etwas von dir erfahren.

Freiheit ist Nehmen und Geben. Frei muss die Kunst sein, das kreative Walten; nicht als Gewalttat am Empfänger, nicht als Zwangsjacke von Definitionen, sondern als respektvolle, dem uns unbegreifbaren Menschenwesen gerecht werdende Schaffung freier Räume, die ihn sein Inneres kundtun lassen.

Die Freiheit der Kunst ist die Freiheit des Empfängers, der diese Räume annimmt und da seine Seele von ihren Fesseln löst. Das ist der Dienst des wahren Künstlers, der, frei von sich selbst, dem Unerklärbaren seinen rechtmäßigen Platz einräumt.

Ein lohnendes Ziel ist es, das es zu erreichen gilt. Nicht das Angekommen-Sein adelt unser Leben, sondern der Aufbruch auf dem Weg dorthin.

Nicht sichtbar ist der Geist, der Leib sagt nichts von ihm. Die Worte sind es, die ihn erscheinen lassen, die ihn zeigen, ob er gebunden oder frei ist.

Okthabeus

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